Das Sonett (Klanggedicht aus dem Barock) „An sich“ von Paul Fleming habe ich durch einen Hinweis einer aufmerksamen Freundin kennen gelernt. Seine Worte scheinen mir noch immer aktuell. Dem Entstehungszeitraum entsprechend – Flemig hat es während des 30-jährigen Krieges verfasst – habe ich es in einer deutschen Kurrent umgesetzt. Die Form dieser Schrift orientiert sich an Roßbergs Kurrent, insbesondere die Versalien und die individuelle Neigung der einzelnen Buchstaben sind ihm nachempfunden. Zur besseren Lesbarkeit habe ich hingegen das kleine e mit zwei parallelen, gleich langen Abwärtsstrichen gewählt. Dies wurde später eine Konvention, allerdings hatte Roßberg das anders in seinen Schreibvorlagen: er schrieb das e mit einem kurzen, abgewinkelten zweiten Strich.
Das Gedicht ist mit Gänsefedern und Nußbaumtinte umgesetzt.
Paul Fleming (1609-1640) – An sich.
Sei dennoch unverzagt! Gib dennoch unverloren!
Weich keinem Glücke nicht, steh höher als der Neid,
Vergnüge dich an dir und acht es für kein Leid,
hat sich gleich wider dich Glück, Ort und Zeit verschworen.
Was dich betrübt und labt, halt alles für erkoren;
nimm dein Verhängnis an, laß alles unbereut.
Tu, was getan muß sein, und eh man dir’s gebeut .
Was du noch hoffen kann, das wird noch stets geboren.
Was klagt, was lobt man doch? Sein Unglück und sein Glücke
ist ihm ein jeder selbst. Schau alle Sachen an.
Dies alles ist in dir. Laß deinen eitlen Wahn,
und eh du förder gehst, so geh in dich zurücke.
Wer sein selbst Meister ist und sich beherrschen kann,
dem ist die weite Welt und alles untertan.