Was unterscheidet Penmanship von Kalligraphie, und bedeutet Chirographie nicht auch so was ähnliches?
Da ich diese Begriffe in meinen Texten verwende, möchte ich konzentriert zusammenfassen, was ich unter den jeweiligen Bezeichnugen verstehe. Die Erklärungen sollen keine wissenschaftlichen Abhandlungen werden, sondern lediglich meine persönliche Interpretation wiedergeben –– über die ich auch gerne diskutiere.
Kalligraphie ist eine spezielle Kunstform, die das Schönschreiben von Hand praktiziert. Hier geht es um eine schöne, oft dekorative Umsetzung von Schrift, deren Lesbarkeit nicht immer von höchster Priorität ist. Am Ende steht ein Unikat bzw. Kunstwerk. Der Buchstabe wird mit einem dezidierten Strich ausgeführt (oder mehreren), während beim Lettering die einzelnen Zeichen „aufgebaut“ werden. Dabei zeichnet man zB. erst die äußere Kontur, korrigiert diese, und füllt ggf. die Binnenfläche mit einer Farbe oder einem Muster. Die illuminierten Initialen aus alten Manuskripten würden für mich tatsächlich auch in diese Kategorie fallen.
Unter Penmanship verstehe ich die Auseinandersetzung mit „guter“ Handschrift, bei der neben den praktischen Aspekten auch theoretische eine tragende Rolle spielen. Es geht also nicht nur um die Fähigkeit, eine Schrift kunstvoll oder schnell zu schreiben, sondern auch darum weitere Stile zu beherrschen, diese identifizieren zu können, oder individuelle Merkmale zu benennen. Für mich bezeichnet dieser Begriff daher das Handwerk im weiter gefassten Sinne.
Unter Chirographie versteht man gewöhnlich die Tätigkeit des Schreibens mit der Hand. Obwohl das Wort den manuellen Aspekt betont, klingt für mich hier noch etwas theoretisch-technisches mit: die Auseinandersetzung mit der Theorie des manuellen Schreibens, und deren Analyse.
Unter Graphologie versteht man die Lehre von der Handschrift als Ausdruck des Charakters. Als Methode der Psychodiagnostik verwendet sie Schriftproben, die das übliche Schriftbild des Menschen wiedergeben, und analysiert diese, um auf bestimmte Bereiche der Persönlichkeit zu schließen. Mit diesem Bereich setze ich mich in meiner Arbeit nicht auseinander.
Ich verstehe mich als Forscherin, mein Fokus liegt auf Gebrochenen Schriften aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Dabei beschäftige ich mich mit den Buchstabenformen, wie diese sich über die Zeit entwickelt haben, welche Einflüsse Schreibinstrumente spielen, Schreibgeschwindigkeit etc. Da ich für diese Analysen auch selbst viel Schreibe, um die Formen von Grund auf zu verstehen, schule ich gleichermaßen meine kalligraphischen Fähigkeiten. Die Resultate meiner Studien findet man in der Rubrik „Penmanship“.