Mein Weihnachtsprojekt in diesem Jahr ist inspiriert von einer Doppelseite, die ursprünglich aus einem großformatigen Altarbuch stammt, wie es Priester zum Singen im Gottesdienst verwenden. Ich habe diese Seite im Original gesehen und war begeistert von dem Wunsch, sie nachzuschreiben. Mit einer Rotunda habe ich mich zwar schon in früheren Projekten beschäftigt, aber nie habe ich mich ernsthaft mit ihrer wahren Größe auseinander gesetzt. Geschrieben wird sie üblicherweise in eher größerem Format, doch wenn man mit Gänsefedern schreibt ist man in der Strichbreite begrenzt, und das wiederum limitiert die Schriftgröße. Meine Ausführung kommt dem Original recht nahe, dabei sprechen wir über eine x-Höhe von 11 mm. Ich habe dafür eine Truthahnfeder verwendet, da diese im Durchmesser etwas größer ist als eine Gänsefeder.
Das besondere an einer Rotunda ist für mich, dass die Buchstaben unten gerade auf der Grundlinie abschließen. Dieser zusätzliche Arbeitsschritt, der an jedem horizontalen Strichende ausgeführt werden muss, macht den Schreibprozess extrem langsam – doch das Ergebnis strahlt dafür Stabilität und Erhabenheit aus, so dass es die Mühe wert scheint.
Die Musiknoten, die bei dieser Art Gesang als solide Rechtecke ausgeführt sind, weisen eine noch wuchtigere Strichstärke auf, das konnte ich mit einem gewöhnlichen Federkiel nicht mehr erreichen. Glücklicherweise hatte ich noch ein ganz spezielles Schreibwerkzeug, welches mir mein Vater vor längerer Zeit angefertigt hat: Es besteht im vorderen Teil aus zwei Metallplatten, die mittels einer Schraube zusammengepresst werden können. Darin klemmt ein kleines Stück einer Feder, welches ich vorher präpariert habe. Dazu habe ich eine Feder eingeweicht, aufgeschnitten und in aufgebogenem Zustand gepresst, so dass das Material ganz flach trocknet und diese Form beibehält. Um die Tinte besser fliessen zu lassen habe ich noch kleine Schlitze eingesprengt.
Damit man die Spitze besser erkennen kann habe ich das folgende Foto in gesäubertem Zustand aufgenommen, also ohne es vorher in Tinte einzutauchen.
Ich habe die Seiten erst komplett abgeschrieben und danach in 24 Kacheln geschnitten. Jede dieser Kacheln ist das Motiv einer individuellen Weihnachtskarte, die ich dieses Jahr verschickt habe.
Ein herzliches Dankeschön an Rob für das Fundament zu diesem Projekt sowie die Fotos, die mir als Vorlage dienten; an Ellen für ihren inspirierenden Beitrag zum Konzept und an Daniel und Julia, dass sie mich davon überzeugt haben, die einzelnen Kacheln als Adventskalender bei Instagram zu veröffentlichen.